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28.12.2015 // NACHRICHTEN

Gewerbliche Wirtschaft in Deutschland hat Nachholbedarf bei der Digitalisierung

Die Wirtschaft in Deutschland erreicht laut "Wirtschaftsindex DIGITAL" hinsichtlich ihres Digitalisierungsgrads derzeit lediglich 49 von 100 möglichen Indexpunkten.Damit liegt sie im internationalen Vergleich nur auf Platz sechs hinter den USA (80 Indexpunkte), Südkorea (66), Großbritannien (57), China (55) und Japan (55).

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Der von TNS Infratest und dem ZEW im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums repräsentativ erhobene "Wirtschaftsindex DIGITAL" beobachtet elf Kernbranchen und teilt diese in fünf Digitalisierungsdimensionen ein. Dabei wird berücksichtigt, wie weit die Digitalisierung in den Wirtschaftsbereichen vorangeschritten ist, wie hoch das Digitalisierungstempo künftig sein wird und welche Hürden bestehen. Die Ergebnisse der Erhebung sind im Monitoring-Report Wirtschaft DIGITAL 2015 veröffentlich worden.

Große Branchenunterschiede beim Digitalisierungsgrad

Den höchsten Digitalisierungsgrad erreicht mit 66 Indexpunkten die Informations- und Kommunikationstechnologie-Wirtschaft (IKT). Sie gilt als einzige Branche in Deutschland als "stark überdurchschnittlich digitalisiert" und ist damit Vorreiterin der digitalen Transformation hierzulande. Für das Jahr 2020 prognostiziert der Digitalisierungsindex einen Wert von 71 Punkten.

Als überdurchschnittlich digitalisiert gelten wissensintensive Dienstleister mit heute 59 und in fünf Jahren 62 Indexpunkten sowie Finanz- und Versicherungsdienstleister mit derzeit 55 und 2020 ebenfalls 62 Indexpunkten. Nur durchschnittlich digitalisiert zeigt sich mit 50 Indexpunkten der Handel, der in den kommenden fünf Jahren laut Prognose um sechs Punkte zulegen wird. Die Energie- und Wasserversorgung (2015: 47 Punkte) verbessert sich um zwölf Punkte und soll in fünf Jahren 59 Indexpunkte erreichen.

Zu den unterdurchschnittlich digitalisierten Branchen werden dagegen auch in den kommenden Jahren Verkehr und Logistik (2015: 40, 2020: 49 Punkte) sowie Chemie und Pharma (2015: 40 Punkte, 2020: 46 Punkte) zählen. Der Maschinenbau wiederum zeigt ein hohes Digitalisierungstempo (2015: 39 Punkte, 2020: 51 Punkte).

Sehr gering digitalisiert sind und bleiben mit 36 Punkten die Einrichtungen im deutschen Gesundheitswesen (2020: 44 Indexpunkte). Auch der Fahrzeugbau fällt gegenwärtig mit 37 Punkten in diese Kategorie, soll aber im Jahr 2020 einen Digitalisierungsgrad von immerhin 48 Punkten aufweisen. Ein ebenfalls sehr hohes Digitalisierungstempo wird der Prognose zufolge in den kommenden fünf Jahren das sonstige verarbeitende Gewerbe aufnehmen. Es soll sich von heute 36 auf 50 Indexpunkte verbessern.

Zügiger Ausbau der Digitalisierung notwendig

Die Autoren des Monitoring-Report Wirtschaft DIGITAL 2015 fordern die Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft auf, ihre Anstrengungen vorrangig auf die Effizienzsteigerung interner Prozesse, Arbeitsabläufe und Ressourcen zu konzentrieren. Als weitere Treiber für einen beschleunigten und nachhaltigen Digitalisierungsfortschritt nennt der Report die Steigerung der Innovationsfähigkeit sowie das digitale Know-how der Beschäftigten. Darüber hinaus gelte es, digitale Kanäle zur Individualisierung von Produkten oder Services durch die Kunden zügig auszubauen. Bislang bietet der Erhebung zufolge nur rund ein Drittel der Unternehmen entsprechende Möglichkeiten an. Handlungsbedarf gebe es zudem im Hinblick auf die Digitalisierung der Wertschöpfungskette: Nur 33 Prozent der Betriebe nutzen digitale Informations- und Vertriebskanäle bereits heute in vollem Umfang.

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