Die wichtigste Frage zuerst: Wie geht es euch beiden gesundheitlich?
Matthias Kahle: Mein Handgelenk ist definitiv auf dem Weg der Besserung. Die Schwellung ist über Nacht stark zurückgegangen und ich bin sicher, dass ich morgen wieder fahren kann und das Handgelenk die Belastung aushält. Es schaut also sehr gut aus. Ich fürchte also, dass unser Teamchef wieder das Cockpit räumen muss. Das wird ihm gar nicht gefallen.
Dr. Thomas M. Schünemann: Meine Verbrennung am Bein ist zwar sehr schmerzhaft, aber wenn ich im Auto sitze, merke ich davon nichts. Ich werde das Bein am Ruhetag schonen und dann kann die zweite Rallyehälfte kommen. Trotz aller Blessuren kämpfen wir weiter. Aufgeben kommt für das HS RallyeTeam nicht in Frage.
Abgesehen von den Blessuren: Wie hat euch die Safari Rallye bisher gefallen?
Kahle: Diese Rallye ist echt verrückt. Ich bin immer noch beeindruckt vom Speed der anderen Fahrer und Autos – und von deren Risikobereitschaft. Man sieht immer wieder Spuren im Schotter, an denen man erkennt: Oh, da muss aber jemand Glück gehabt haben. Wir haben bei unserem Datsun großen Wert auf Stabilität gelegt und er hält, was wir uns von ihm versprochen haben. Wir hatten bisher keinerlei technische Probleme.
Schünemann: Die Safari ist genau so, wie ich sie mir immer vorgestellt habe: brutal hart und gleichzeitig wunderschön! Wenn man in einem Oldtimer durch die offene Savanne fährt, hat man wirklich das Gefühl, man wäre noch in den 60er-, 70er-Jahren. Man sieht die urtümlichen Massai-Dörfer, der Service findet wie früher am Straßenrand statt – alles ist wie vor 50 Jahren.
Vor dem Start hattest du auch ein besonderes Erlebnis, die mit deiner eigenen Rallye-Geschichte zusammenhängt …
Schünemann: Genau. Ein gewisser John Rose kam auf mich zu und stellte sich mir vor. Er hat in jenem Datsun-Werbefilm mitgespielt, der mich 1969 zum Rallyesport gebracht hatte, und er hatte von meiner besonderen Verbindung zu dem Film gehört. Jetzt kenne ich also einen der früheren ‚Hauptdarsteller‘ persönlich. Das war schon ein bewegender Moment für mich.
Morgen beginnt die zweite Hälfte der East African Safari Classic Rallye. Ihr liegt aktuell auf Platz 18. Wie lautet die Zielsetzung für das restliche Abenteuer?
Schünemann: Wir versuchen, uns keine weiteren Verletzungen einzuhandeln. Das wird schon schwer genug [lacht]. Nein, im Ernst. Wir schauen, dass wir die Safari ohne Probleme zu Ende bringen. Eine Top-Platzierung ist sicher nicht mehr möglich, aber wenn wir gut durchkommen, sollten wir uns im Gesamtklassement noch um ein paar Positionen verbessern. Wir wollen uns aber kein konkretes Ziel setzen.
Kahle: Genau. Wir denken einfach von Tag zu Tag. Die letzten Tage haben gezeigt, wie viel bei so einer Rallye passieren kann. Da nützt einem der beste Plan nichts. Du weißt morgens sowieso nicht, wie die Situation abends ausschaut. Das ist eben Afrika – und das macht diese Rallye auch so spannend.
Impressionen von der East African Safari Classic 2015.
Über das HS RallyeTeam
Das HS RallyeTeam zählt zu den erfolgreichsten werksunabhängigen Teams im Marathonrallyesport. Die Bilanz bei 17 Starts seit 2004: sieben Klassensiege, unter anderem bei der Dakar 2009 und 2011, und drei zweite Plätze. Bei der Rallye Dakar 2011 gelang dem HS RallyeTeam als erste Buggy-Mannschaft seit 2006 sogar der Sprung in die Top Ten der Gesamtwertung. Im Jahr 2015 versucht sich das Team in einer neuen Herausforderung: Die Mannschaft aus Hamburg wird in einem Datsun 260Z an der härtesten Klassik-Rallye der Welt, der East African Safari Classic Rallye, teilnehmen. Als Fahrer vertraut das HS RallyeTeam nach wie vor auf den siebenfachen Deutschen Rallyemeister Matthias Kahle (Köln). Neben ihm nimmt der erfahrene Copilot Dr. Thomas M. Schünemann (Hamburg) Platz, der nicht nur auf Rallyestrecken erfolgreich unterwegs ist, sondern auch als Gründer und Geschäftsführer der HS - Hamburger Software GmbH & Co. KG agiert und langjähriger Vizepräses der Handelskammer Hamburg war.
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