Flugzeug, Helikopter, 18 Servicewagen und über 100 Mann Personal – mit dieser Flotte reiste das Toyota-
Werksteam 1994 zur Safari-Rallye. Der japanische Hersteller wollte bei dem 3500 Kilometer langen Marathon nichts
dem Zufall überlassen. Von Weihnachten bis Ostern hatte Toyota mehrere Wochen in Kenia verbracht, um sein
Rallyeauto auf den knüppelharten Schotterpisten Ostafrikas zu testen. Mit Erfolg. Die generalstabmäßig
organisierte Operation brachte dem japanischen Hersteller den dritten Sieg in Serie ein.
Technikschlachten im Busch
Ob Toyota, Opel oder Audi – vor keiner anderen Rallye betrieben die Teams einst einen so großen Aufwand wie
vor der Safari, dem ultimativen Härtetest in der Weltmeisterschaft. Das Wettrüsten begann schon in der Frühzeit
der 1953 gegründeten Safari-Rallye, als die ersten einheimischen Teilnehmer befreundete Farmer an besonders
tückischen Schlammlöchern positionierten, damit diese sie schnell aus Schlammlöchern herausziehen. Das war die
Geburtsstunde der "Mud Cars". Später kamen sogenannte "Chase Cars" hinzu. Diese waren baugleich zu den
Rallyeautos und dienten als rollende Ersatzteilträger. Wenn am Rallyeauto die Hinterachse brach, flitzte das
Chase Car schnell dorthin und „spendete“ seine Achse.
Luftunterstützung für die Piloten am Boden
Trugen sich die Duelle bis in die späten 1970er-Jahre ausschließlich auf dem Boden zu, so erweiterte Mercedes
die Operation Safari ab 1979 um den "Luftkampf". Die Schwaben setzten als erster Hersteller Flugzeuge und
Helikopter ein. Während das Flugzeug als Relaisstation diente und den teaminternen Funkverkehr sicherstellte,
brachten Hubschrauber die wichtigsten Mechaniker und Ersatzteile von einem Servicepunkt zum nächsten. Teils
flogen sie gar über dem Rallyeauto her, um Fahrer und Beifahrer bei der Orientierung im afrikanischen Busch zu
helfen.

Heute gilt: Weniger Service ist mehr
Das Motto "back to the roots" mag bei der heutigen Variante der Ostafrika-Rundfahrt, der East African Safari Classic Rally, zwar für die historischen Fahrzeuge (bis Baujahr 1978) und
die traditionellen Strecken gelten,
bei den Servicebestimmungen heißt es dagegen: "Weniger ist mehr". Anders als beim früheren
weltmeisterschaftslauf ist bei der Klassik-Safari der Einsatz jeglicher Fluggeräte sowie die Nutzung von Chase
Cars, Mud Cars und Ähnlichem verboten. Darüber hinaus haben die Veranstalter die Anzahl von Mechanikern und
Servicewagen auf ein Minimum begrenzt. Entlang der rund 4000 Kilometer langen Route durch Kenia und Tansania
darf jedes Team nur zwei Begleitfahrzeuge und fünf Begleitpersonen mitnehmen, von denen höchstens drei
gleichzeitig am Auto arbeiten dürfen. Jeder Schaden kann also verheerende Folgen haben.
"Ich finde die Servicebeschränkungen gut", erklärt Dr. Thomas M. Schünemann, Navigator im Datsun 260Z des HS
RallyeTeams. „Durch die strengen Regeln ist die Herausforderung der Safari noch größer – und der Wettkampf noch
fairer. Denn so kommt es nicht auf einen großen Geldbeutel an, sondern auf Taktik und Cleverness.“ Fahrer
Matthias Kahle ergänzt: "Das Reglement zwingt uns dazu, beim Fahren den Kopf einzuschalten, um möglichst keine
Schäden zu riskieren. Das kommt Thomas und mir sehr entgegen, weil wir mit dieser Philosophie schon bei der
Rallye Dakar erfolgreich unterwegs waren. Wenn wir bei der Safari ähnlich agieren, sollte das HS RallyeTeam auch
hier eine gute Figur abgeben."