Viele mittelständische Unternehmen in Deutschland können ihre gute Auftragslage mangels geeigneter
Arbeitskräfte nicht voll ausschöpfen. Laut dem
Mittelstandsbarometer der Wirtschaftsberatung Ernst & Young (EY), für das 3000 Unternehmen mit 30 bis 2000
Mitarbeitern befragt wurden, klagt fast jeder
zweite (49 Prozent) Mittelständler über Umsatzeinbußen, weil Fachkräfte fehlen. Dadurch entsteht den Beratern
zufolge derzeit ein Schaden von rund 46
Milliarden Euro im Jahr.
Stimmung und Geschäftslage sind gut
Von schlechter Stimmung kann im Mittelstand aber keine Rede sein: Mehr als die Hälfte der Unternehmer (56
Prozent) ist mit der Geschäftslage vollends
zufrieden. Über ein Drittel der Befragten (36 Prozent) erwartet zudem, dass sich die Geschäftslage im ersten
Halbjahr 2016 weiter verbessert. Jedes vierte
Unternehmen will in den kommenden Monaten verstärkt investieren, knapp ein Drittel (32 Prozent) der Betriebe
plant, Personal einzustellen. Mangels geeigneter
Bewerber können 62 Prozent der befragten Unternehmen ihre Vakanzen jedoch nicht besetzen. Insgesamt seien
derzeit im deutschen Mittelstand circa 360 000
Stellen unbesetzt, schätzen die Berater von Ernst & Young.
Unternehmen würden auch Flüchtlinge beschäftigen
"Der Fachkräftemangel bedroht den deutschen Mittelstand – gerade in ländlichen Regionen – schon länger. Das
Problem wird aber gerade jetzt offensichtlich,
wo stellenweise quasi Vollbeschäftigung herrscht", sagt Peter Englisch, Partner bei EY. Die Mehrheit der Firmen
(85 Prozent) ist deshalb bereit, auch
Asylsuchende zu beschäftigen – 49 Prozent würden dies sogar ohne Vorbehalt tun.
Hürden sehen die Unternehmen jedoch in mangelnden Deutschkenntnissen und in der besonderen Rechtslage während
des Asylverfahrens. Zudem fehle die notwendige
Planungssicherheit für Arbeitgeber, so lange die Gefahr einer Abschiebung bestehe. Peter Englisch: "Wenn wir
wollen, dass die Unternehmen das Potenzial, das
die Flüchtlinge mitbringen, tatsächlich im großen Stil nutzen, muss der Staat für Planungssicherheit sorgen –
sonst wird nicht viel passieren."