Schriftzug "Mitarbeiter gesucht" auf Asphalt
05.04.2016 // NACHRICHTEN

Studie: Fachkräftemangel im Mittelstand verursacht Milliardenschaden

Die Auftragslage ist gut, doch fehlendes qualifiziertes Personal sorgt laut einer Umfrage der Wirtschaftsberatung Ernst & Young in vielen mittelständischen Unternehmen für Umsatzeinbußen.

Viele mittelständische Unternehmen in Deutschland können ihre gute Auftragslage mangels geeigneter Arbeitskräfte nicht voll ausschöpfen. Laut dem Mittelstandsbarometer der Wirtschaftsberatung Ernst & Young (EY), für das 3000 Unternehmen mit 30 bis 2000 Mitarbeitern befragt wurden, klagt fast jeder zweite (49 Prozent) Mittelständler über Umsatzeinbußen, weil Fachkräfte fehlen. Dadurch entsteht den Beratern zufolge derzeit ein Schaden von rund 46 Milliarden Euro im Jahr.

Stimmung und Geschäftslage sind gut

Von schlechter Stimmung kann im Mittelstand aber keine Rede sein: Mehr als die Hälfte der Unternehmer (56 Prozent) ist mit der Geschäftslage vollends zufrieden. Über ein Drittel der Befragten (36 Prozent) erwartet zudem, dass sich die Geschäftslage im ersten Halbjahr 2016 weiter verbessert. Jedes vierte Unternehmen will in den kommenden Monaten verstärkt investieren, knapp ein Drittel (32 Prozent) der Betriebe plant, Personal einzustellen. Mangels geeigneter Bewerber können 62 Prozent der befragten Unternehmen ihre Vakanzen jedoch nicht besetzen. Insgesamt seien derzeit im deutschen Mittelstand circa 360 000 Stellen unbesetzt, schätzen die Berater von Ernst & Young.

Unternehmen würden auch Flüchtlinge beschäftigen

"Der Fachkräftemangel bedroht den deutschen Mittelstand – gerade in ländlichen Regionen – schon länger. Das Problem wird aber gerade jetzt offensichtlich, wo stellenweise quasi Vollbeschäftigung herrscht", sagt Peter Englisch, Partner bei EY. Die Mehrheit der Firmen (85 Prozent) ist deshalb bereit, auch Asylsuchende zu beschäftigen – 49 Prozent würden dies sogar ohne Vorbehalt tun.

Hürden sehen die Unternehmen jedoch in mangelnden Deutschkenntnissen und in der besonderen Rechtslage während des Asylverfahrens. Zudem fehle die notwendige Planungssicherheit für Arbeitgeber, so lange die Gefahr einer Abschiebung bestehe. Peter Englisch: "Wenn wir wollen, dass die Unternehmen das Potenzial, das die Flüchtlinge mitbringen, tatsächlich im großen Stil nutzen, muss der Staat für Planungssicherheit sorgen – sonst wird nicht viel passieren."

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