Die vierte industrielle Revolution hat begonnen: Firmen wie Siemens oder die hiesigen Automobilhersteller
arbeiten mit Hochdruck daran, das Zukunftsbild
einer Industrie 4.0, einer digital vernetzten Produktion mithilfe cyber-physischer Systeme (CPS), Realität
werden zu lassen. Nur auf diese Weise, glauben
Experten, werden Unternehmen künftig ihre Wettbewerbsposition auf den globalisierten Märkten gegen starke
Konkurrenz aus Asien, den USA und zunehmend auch
Südamerika behaupten können.
Der Mittelstand zögert
In den Tausenden kleinen und mittelständischen Produktionsunternehmen, dem Rückgrat der deutschen
Wirtschaft, ist von der Revolution bisher wenig zu spüren:
Zwar wird hier und da ein wenig digitalisiert und automatisiert – von einer vernetzten Produktion sind die
meisten Betriebe aber noch weit entfernt. Viele
Unternehmer zögern, und das liegt oft nicht an einem fehlenden Verständnis für die Herausforderungen und
Chancen von Industrie 4.0 oder an mangelndem guten
Willen. Häufig fehlt schlicht das Geld, um groß in das Thema einzusteigen. Eine digital vernetzte Fertigung
zu implementieren erfordert je nach Ausgangslage
erhebliche Investitionen in die IT-Infrastruktur und die Produktionsausrüstung, aber auch in qualifiziertes
Personal. Die Finanzkraft vieler kleiner und
mittelständischer Unternehmen dürfte da an ihre Grenzen stoßen. Experten sehen deshalb die Politik in der
Pflicht, entsprechende Förderungsmöglichkeiten zu
schaffen.
Die Betriebe haben keine Wahl
Doch ungeachtet der finanziellen Belastungen, vor denen die Unternehmen stehen: Industrie 4.0 ist keine
Wahl-, sondern eine Pflichtveranstaltung. "Mittelstand und Handwerk sind von 4.0 gravierend betroffen. Wer
nicht Teil der digitalisierten Wertschöpfungskette wird, verschwindet über kurz oder lang vom
Markt", prognostiziert Welf Schröter, Leiter des Forums Soziale Technikgestaltung und Mitglied der Allianz
Industrie 4.0 BW. Auch kleine und mittlere
Unternehmen müssen seiner Einschätzung nach bei 4.0 präventiv tätig werden und bereits heute Entscheidungen
treffen, die das Leistungsprofil und die
Unternehmensstruktur in fünf bis acht Jahren betreffen. Erst zu reagieren, wenn die Kunden weniger werden,
funktioniere nicht.
Datenverarbeitung in der Produktion etablieren
Welche konkreten Maßnahmen die Unternehmen nun ergreifen sollten, hängt maßgeblich von der betrieblichen
Ausgangssituation ab – und hier macht die
Unternehmensgröße oft einen Unterschied: Viele größere Mittelständler entwickeln ihre Produktion schon seit
Längerem weiter. Die Industrieautomation ist ihnen
nicht neu. Gleiches gilt für die Maschinendaten- und Betriebsdatenerfassung. Anders sieht es in zahlreichen
kleineren Fertigungsbetrieben aus. Dort wird
mitunter noch heute so produziert, als habe es die dritte industrielle Revolution – die Automatisierung – gar
nicht gegeben. Der Entwicklungsschritt der
Automatisierung könne jedoch nicht einfach übersprungen werden, betont Michael Liecke, Industrie-4.0-Experte
beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Vielfach fehlt jedoch bereits
hierfür in den Betrieben die Grundlage, weil sich die IT-Infrastruktur in der Fertigung auf den Einsatz
Excel-basierter Lösungen der Marke Eigenbau beschränkt.
Der erste Schritt auf dem Weg zu einer intelligenten Produktion ist für viele kleinere Fertigungsbetriebe
daher, zunächst eine professionelle und systematische
Datenverarbeitung zu etablieren. Hierzu eignen sich schnell installierbare, schlanke Softwarelösungen, wie HS
sie als Erweiterung zur Warenwirtschaft anbietet.
Die Anwendungen ermöglichen eine automatische Produktionsplanung und -steuerung (PPS) und helfen Unternehmen,
ihre Fertigungsprozesse zu optimieren. Zugleich
ist die systematische Auswertung und Nutzung vorhandener Daten eine wichtige Vorstufe für künftige Schritte
in Richtung einer vernetzten Produktion.
Digitalisierung mit Augenmaß
Mit den teilweise hochtrabenden 4.0-Visionen von Politik, Verbänden und Großindustrie können viele Chefs
kleiner und mittlerer Unternehmen allerdings nur
wenig anfangen. Sie wissen, dass Handlungsbedarf besteht, aber sie können und wollen sich nur kleine und
pragmatische Schritte leisten, die ihnen im
Tagesgeschäft Effizienzgewinn und Kostenreduktion bringen. Die Digitalisierung sei zudem stets Mittel zum
Zweck und kein Ziel an sich, sagt Michael Schwarzer
von der Münchener Unternehmensberatung Otto Wassermann AG. Es ist daher sinnvoll, den gesamten
Leistungsprozess zu betrachten, von der Kundenanfrage bis zur
Auslieferung. Stellt man dabei einen Engpass fest, lohnt es sich, dort gezielt anzusetzen und durch
Digitalisierung beispielsweise den Informationsfluss
zwischen Auftragsabwicklung, Beschaffung und Produktion zu verbessern. Ein solches Vorgehen mit Augenmaß
lässt sich budgetkompatibel organisieren, zudem ist
die innerbetriebliche Akzeptanz der Maßnahmen in der Regel hoch, weil die Verbesserungen nach kurzer Zeit
spürbar sind. Des Weiteren schafft jede
Effizienzsteigerung Raum für weitere Optimierungen im Sinne von Industrie 4.0. Und – so viel steht fest –
auch in kleinen Schritten kommt man voran.