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06.09.2016 // NACHRICHTEN

Immer weniger Unternehmenspleiten in Deutschland

Die Zahl der Unternehmen in Deutschland, die zahlungsunfähig werden, sinkt seit über zehn Jahren – und der positive Trend hält an. Das geht aus einer Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hervor. Allerdings gibt es regionale Unterschiede hinsichtlich der Insolvenzsituation.

Rund 22 000 deutsche Unternehmen dürften nach Berechnungen des IW in diesem Jahr in die Insolvenz rutschen. Das wären 5 Prozent weniger als im Vorjahr, als noch 23 123 Unternehmen pleitegingen. Damit setzt sich ein erfreulicher Trend fort: Seit 2003 ist die Zahl der Insolvenzen in Deutschland um 43 Prozent gesunken. Den Hauptgrund dafür sehen Experten in der guten wirtschaftlichen Entwicklung. "Die Wettbewerbssituation hat sich für die Unternehmen entspannt", sagt IW-Ökonom Klaus- Heiner Röhl. Zudem habe sich die Eigenkapitalausstattung der Firmen verbessert, was sie in Krisen weniger anfällig mache.

NRW mit den meisten Insolvenzen

Die meisten Unternehmensinsolvenzen weist Nordrhein-Westfalen auf. Hier wurden im Schnitt der vergangenen drei Jahre 11,9 von 1000 Firmen zahlungsunfähig. Etwas besser lief es für Unternehmen in Hamburg (11,1) und Bremen (10,4). Den geringsten Wert weist Baden-Württemberg mit 4,2 Insolvenzen auf, vor Bayern mit 5,1. Die Forscher des IW sehen die Quoten vom unterschiedlichen Wirtschaftswachstum in den Bundesländern beeinflusst: So legte die Wirtschaft in Bayern in den Jahren 2003 bis 2013 um 17,9 Prozent zu – in NRW wuchs sie hingegen lediglich um 8,2 Prozent. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 11,9 Prozent. Es gebe zudem einen direkten Zusammenhang zwischen Wachstum und der Zahl der Insolvenzen, so die Autoren der IW-Studie: Steige das BIP um 1 Prozent, sinke die Zahl der Insolvenzen um 3 Prozent. Somit sei für 2016 bundesweit mit einem Rückgang um 5 Prozent zu rechnen, wenn die Wirtschaft wie erwartet um 1,6 Prozent wachse.

Zahl der Unternehmensgründungen sinkt

Mit Sorge beobachtet das IW dagegen, dass der sinkenden Zahl der Insolvenzen immer weniger Unternehmensgründungen gegenüberstehen. Im Jahr 2015 wurden nur rund 300000 Firmen gegründet, das sind 200000 Gründungen weniger als noch vor zehn Jahren. Die Forscher werten dies als ein Zeichen abnehmender Innovationskraft. "Eigentlich muss sich die Wirtschaft kontinuierlich erneuern, damit sich Innovationen durchsetzen können", sagt Röhl. "Dazu braucht es Gründungen, aber auch Schließungen von Unternehmen."

Hier geht es zur Pressemitteilung des IW und zum kostenlosen Download der Studie

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