Älterer Arbeiter montiert Getriebe in einer Fabrik.
07.06.2016 // NACHRICHTEN

Immer weniger neue Auszubildende

Noch nie seit der Wiedervereinigung haben in Deutschland weniger junge Menschen eine Berufsausbildung begonnen als im Jahr 2015. Rund 516200 Jugendliche haben nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) einen Ausbildungsvertrag im Rahmen des dualen Systems abgeschlossen – das sind 2200 Verträge oder 0,4 Prozent weniger als im Vorjahr.

Im größten Ausbildungsbereich Industrie und Handel, zu dem auch die Ausbildungsberufe von Banken und Versicherungen gehören, wurden im Jahr 2015 insgesamt 1,1 Prozent weniger neue Auszubildende eingestellt als 2014. Vergleichsweise stabil ist die Situation dagegen im Handwerk, dem zweitgrößten Ausbildungsbereich. Dort ging die Zahl der neuen Ausbildungsverträge laut Destatis lediglich um 0,2 Prozent zurück.

Schon seit Jahren verzeichnen die Statistiker eine Abwärtsentwicklung bei den Neuverträgen. Als Gründe für den rückläufigen Trend nennen Experten im Wesentlichen zwei Gründe: Zum einen hinterlasse der demografische Wandel seine Spuren. So sei die Zahl der Menschen in der für eine Ausbildung infrage kommenden Altersgruppe gesunken. Zum anderen neigten Schulabgänger mit Hochschulreife zunehmend dazu, ein Studium aufzunehmen.

Gestiegene Chancen für Leistungsschwächere

Das geringere Interesse junger Menschen an einer dualen Berufsausbildung zwingt Arbeitgeber, ihren Suchradius bei der Rekrutierung von Auszubildenden zu erweitern. "Die Unternehmen in Deutschland stemmen sich gegen den demografischen Trend und geben auch Leistungsschwächeren in den Betrieben Chancen auf Ausbildung", erklärt der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Achim Dercks. Angesichts eines ungebrochenen Trends zum Studium und eines Rückgangs der bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) gemeldeten Ausbildungsbewerber um knapp 2 Prozent im Vorjahresvergleich seien die aktuellen Zahlen ein gutes Ergebnis.

Höhere Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung

"Die Betriebe suchen händeringend Nachwuchs", sagt DIHK-Mann Dercks. Bis Ende September 2015 seien 41000 bei der BA gemeldete Ausbildungsstellen nicht besetzt gewesen. Entgegen den vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes geht das Handwerk von einem leichten Anstieg der Zahl der neuen Ausbildungsverträge um 0,1 Prozent aus. "Man sieht, dass es uns gelingt, immer mehr Jugendlichen die beruflichen Chancen und Karrieremöglichkeiten in den Handwerksberufen deutlich zu machen“, sagt Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH). Die Bemühungen, die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung zu erhöhen, zahlten sich aus.

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