Im größten Ausbildungsbereich Industrie und Handel, zu dem auch die Ausbildungsberufe von Banken und
Versicherungen gehören, wurden im Jahr 2015 insgesamt
1,1 Prozent weniger neue Auszubildende eingestellt als 2014. Vergleichsweise stabil ist die Situation dagegen im
Handwerk, dem zweitgrößten Ausbildungsbereich.
Dort ging die Zahl der neuen Ausbildungsverträge laut Destatis lediglich um 0,2 Prozent zurück.
Schon seit Jahren verzeichnen die Statistiker eine Abwärtsentwicklung bei den Neuverträgen. Als Gründe für
den rückläufigen Trend nennen Experten im
Wesentlichen zwei Gründe: Zum einen hinterlasse der demografische Wandel seine Spuren. So sei die Zahl der
Menschen in der für eine Ausbildung infrage
kommenden Altersgruppe gesunken. Zum anderen neigten Schulabgänger mit Hochschulreife zunehmend dazu, ein
Studium aufzunehmen.
Gestiegene Chancen für Leistungsschwächere
Das geringere Interesse junger Menschen an einer dualen Berufsausbildung zwingt Arbeitgeber, ihren Suchradius
bei der Rekrutierung von Auszubildenden zu
erweitern. "Die Unternehmen in Deutschland stemmen sich gegen den demografischen Trend und geben auch
Leistungsschwächeren in den Betrieben Chancen auf
Ausbildung", erklärt der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages
(DIHK), Achim Dercks. Angesichts eines
ungebrochenen Trends zum Studium und eines Rückgangs der bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) gemeldeten
Ausbildungsbewerber um knapp 2 Prozent im
Vorjahresvergleich seien die aktuellen Zahlen ein gutes Ergebnis.
Höhere Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung
"Die Betriebe suchen händeringend Nachwuchs", sagt DIHK-Mann Dercks. Bis Ende September 2015 seien 41000 bei
der BA gemeldete Ausbildungsstellen nicht
besetzt gewesen. Entgegen den vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes geht das Handwerk von einem
leichten Anstieg der Zahl der neuen
Ausbildungsverträge um 0,1 Prozent aus. "Man sieht, dass es uns gelingt, immer mehr Jugendlichen die beruflichen
Chancen und Karrieremöglichkeiten in den
Handwerksberufen deutlich zu machen“, sagt Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbandes des
Deutschen Handwerks (ZDH). Die Bemühungen, die
Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung zu erhöhen, zahlten sich aus.