Berufsschulen und Ausbildungsbetriebe in Deutschland laufen Gefahr, beim Umgang mit digitalen Medien den
Anschluss zu verpassen. Zu diesem Ergebnis kommt
der erste Monitor Digitale Bildung der Bertelsmann-Stiftung.
Zwar werde in Berufsschulen viel mit digitalen
Präsentationstools gearbeitet, andere digitale
Lernformate würden jedoch eher selten genutzt. Zuhause lernten Auszubildende dagegen vor allem mithilfe von
Wikis, Videos, Chat- Diensten, elektronischen Tests
und sozialen Netzwerken. Und sie wünschten sich auch von ihrer Berufsschule einen stärkeren Einsatz digitaler
Medien, so die Studienautoren.
Oft unzureichende Infrastruktur an Berufsschulen
"Digitales Lernen ist weit mehr als ein Imagefaktor. Berufsschulen und Betriebe brauchen Strategien fürs
digitale Zeitalter. Nur so können sie das Potenzial
neuer Technologien für chancengerechte Bildung nutzen", sagt Stiftungsvorstand Jörg Dräger. Oft hapere es
jedoch schon an einer ausreichenden Infrastruktur:
Nur in 38 Prozent der Berufsschulen sei die W-Lan-Qualität ausreichend. Rund 40 Prozent haben der
repräsentativen Studie zufolge gar kein W-Lan. Daneben
mangele es auch an didaktischen Konzepten.
Digitale Lernformate überzeugen nur jeden dritten Lehrer
Berufsschullehrer setzten im Unterricht zwar mehrheitlich (97 Prozent) das Internet zur Recherche ein,
aber nur jede dritte Lehrkraft arbeite mit
Lernmanagementsystemen, Selbstlernprogrammen oder entwickle selbst Inhalte, heißt es in der Studie. Insgesamt
sei nur jeder dritte Berufsschullehrer davon
überzeugt, mit digitalen Lerntechnologien bessere Lernergebnisse bei seinen Schülern zu erzielen.
Aufholbedarf in der betrieblichen Ausbildung
Noch größer als in den Berufsschulen ist das Defizit in den Unternehmen: Nur 30 Prozent der betrieblichen
Ausbildungsleiter messen dem digitalen Lernen eine
Bedeutung zu, in den Schulen sind dies immerhin 62 Prozent. Viele Rektoren und Ausbildungsleiter sähen im
Einsatz digitaler Lernhilfen jedoch weniger eine
strategische Herausforderung als vielmehr einen Imagefaktor, schreiben die Studienautoren. Man sei sich
einig, dass die Nutzung digitaler Medien zur
Attraktivität und zum positiven Image des Betriebs bzw. der Berufsschule betrage.
Sonderprogramm für Digitalisierung der beruflichen Bildung
Um die Digitalisierung der betrieblichen Ausbildung voranzutreiben, hat das Bundesbildungsministerium
Anfang dieses Jahres ein Sonderprogramm im Umfang von
maximal 74 Millionen Euro bis 2019 vorgelegt. Darin heißt es, Auszubildende müssten künftig beispielsweise
mit 3-D-Druckern oder Drohnen umgehen können. Das
Ziel ist laut Ministerium, "modernste Rahmenbedingungen zu schaffen und dadurch eine zukunftsfähige
Qualifizierung der Ausbildenden zu ermöglichen".
Über die Studie
Für den "Monitor Digitale Bildung" befragte das MMB-Institut in Essen für die Bertelsmann Stiftung rund
1700 Auszubildende, 300 Berufsschullehrer, 120
Schulleiter, 200 betriebliche Ausbilder, 50 Ausbildungsleiter und 30 Experten aus Kammern, Berufsverbänden
und Behörden.