
Interview mit Dr. Friedrich Wilhelm Haug, BMWi
Herr Haug, die elektronische Rechnungsstellung mit ZUGFeRD setzt sich zunehmend durch. Welche Vorteile bietet das digitale Verfahren kleineren
Unternehmen?
Friedrich Wilhelm Haug: ZUGFeRD kann auch von kleineren Unternehmen in der Weise genutzt werden, dass sie eingehende Rechnungsdaten medienbruchfrei
verarbeiten können. Damit ist ein vereinfachtes EDI (engl. Electronic Data Interchange, dt. elektronischer Datenaustausch; die Red.) möglich. Gleichzeitig gibt
es an jeder Stelle die Rückfallmöglichkeit in die bisher genutzte analoge Rechnungstellung. Somit können Unternehmen flexibel auf die Wünsche ihrer Kunden
eingehen.
In welche Richtung soll das ZUGFeRD-Format künftig weiterentwickelt werden?
Haug: Das Forum elektronische Rechnung Deutschland (FeRD) beabsichtigt, zukünftig auch den digitalen Austausch von Bestellungen, Lieferscheinen und allen
anderen Nachrichten, die bisher aufwendiges EDI erfordern, über ZUGFeRD in einfacher Weise zu ermöglichen.
Wird sich ZUGFeRD als einheitlicher Standard auf EU-Ebene durchsetzen?
Haug: Ganz sicher. Allerdings wird möglicherweise nicht 'ZUGFeRD' draufstehen. Die Basis für das FeRD-Rechnungsdatenformat sind anerkannte aktuelle und
internationale Standards auf der Grundlage von UN/CEFACT CII (United Nations Centre for Trade Facilitation and Electronic Business Cross Industry Invoice) und
der ISO-Norm 19005-3:2012 (PDF/A-3). Diese Standards wird CEN bei der europäischen Normierung – so der derzeitige Stand – übernehmen. Das bedeutet, dass
ZUGFeRD dazu kompatibel ist. Hinzu kommt noch, dass das französische und das deutsche Forum elektronische Rechnung die europäische Norm im Jahr 2017 in einer
gemeinsamen Weiterentwicklung (Anpassung) umsetzen werden. Das hat in Europa ein gewisses Gewicht.
Was empfehlen Sie kleinen und mittelgroßen Unternehmen, die bislang davor zurückschrecken, ZUGFeRD in ihre Prozesse zu implementieren?
Haug: Keine Angst zu haben, offen zu sein – und vor allem: sich bereits laufende Umsetzungen in anderen Unternehmen anzusehen. Es gibt schon heute viele
Lösungen, die ZUGFeRD implementiert haben. Die Rückmeldungen, die ich aus den Unternehmen erhalte, sind ermutigend. Nach der Einführung sind die Vorteile klar
zu erkennen. Sie lassen sich in Euro und Cent ausrechnen. Der Return on Investment wird meist schon im ersten Jahr erreicht. Die Einsparung von Prozesskosten
und die nicht mehr verfallenden Skonti wirken Wunder.
Wird es gesetzliche Vorgaben seitens der Bundesregierung geben, die die Papierrechnung obsolet machen?
Haug: Das BMWi ist gegen einen gesetzlichen Zwang, denn die Papierrechnung wird nicht ganz verschwinden. Taxi-Quittung, Bewirtungsbeleg sollen hier als
Stichworte reichen. Allerdings sollten die Unternehmen die Papierreste digitalisieren. Die Suche in einem Dokumentenmanagementsystem ist deutlich einfacher als
im Keller in staubigen Ordnern zu kramen. Und es geht nichts mehr verloren. Falsches Abheften wird durch die Volltextsuche geheilt. Schon diese Vorteile
überzeugen jeden Buchhaltungsmitarbeiter. Firmenchefs überzeugt am Ende die Erfahrung aus der Praxis, dass elektronische Rechnungen schneller bezahlt werden –
durchschnittlich binnen 5,3 Tagen, hat ein Anwender gemessen. Allein deshalb wird sich die elektronische Rechnung durchsetzen. Eines gesetzlichen Zwangs bedarf
es nicht.
Zur Person
Dr. Friedrich Wilhelm Haug ist Ministerialrat im Bundesminsiterium für Wirtschaft und Energie (BMWi).