Herr Stierle, Sie führen regelmäßig Gespräche mit Geschäftsführern und Fertigungsleitern kleiner und
mittlerer Produktionsunternehmen. Wie stellt sich
die Situation in diesen Betrieben im Bereich der Fertigung dar?
Klaus Stierle: Oft ist es so, dass kleine und mittlere produzierende Unternehmen den reinen
Warenwirtschaftsprozess – sprich: Auftragsabwicklung und Einkauf
– ganz gut im Griff haben. Die Lagerwirtschaft funktioniert mal gut, mal nicht so gut. Bei der Steuerung der
eigenen Fertigung behelfen sich viele mit selbst
erstellten Excel-Auswertungen. Das funktioniert grundsätzlich auch ein Stück weit.
Wann sollten die Unternehmen handeln?
Problematisch wird es beispielsweise, wenn umfangreiche Wachstumsprozesse oder strukturelle Veränderungen
des Geschäfts die bisherige Organisation der
Abläufe zu überfordern drohen. Auch steigende Umsatzerwartungen, neue Key-Kunden und komplexere Produkte
geben Anlass, die Prozesse kritisch zu hinterfragen.
Gefürchtet ist zudem die Situation, wenn der Fertigungsleiter in Rente geht. Dann droht viel Know-how, das im
Kopf oder in den Tiefen von Excel-Auswertungen
steckt, verloren zu gehen. Häufig sind die Probleme jedoch bereits offensichtlich: Immer wieder kommt es zu
Materialengpässen. Oft ist unklar, was wann zu
produzieren ist. Für eine Statusinformation an den Kunden muss man über das Fertigungsgelände laufen. Und die
Kostensituation für einen Kundenauftrag stellt
sich alles andere als transparent dar. Spätestens wenn solche Symptome auftreten, sollten Unternehmen damit
beginnen, an bestimmten Stellen gezielt auf bessere
Systeme zu setzen.
Die Fertigungssoftware muss imstande sein, im Bereich der Fertigung Strukturen und Abläufe
abzubilden oder zu schaffen, die sich nahtlos in die
Warenwirtschaftsprozesse einfügen.
Bevor wir auf geeignete Software zu sprechen kommen: Welche typischen Anforderungen haben kleine und
mittlere Produktionsbetriebe im
Fertigungsbereich?
Der tatsächliche Bedarf kann sehr unterschiedlich sein. Er reicht von der Sicherstellung der
Bestandsführung im Materiallager und bei den Verkaufsprodukten
über die Materialbeschaffung und die Erstellung von Fertigungsaufträgen bis zur Preiskalkulation auf Basis
von Herstellkosten. Manche Betriebe wünschen sich
darüber hinaus eine Produktionsplanung und eine Betriebsdatenerfassung für Nachkalkulationen – um nur einige
der Anforderungen zu nennen.
Das ist ein breites Feld an Themen. Wie sollte aus Sicht der Anwender eine Software beschaffen sein,
die diese Anforderungen erfüllt?
Wichtig ist: Die Fertigungssoftware muss zum Unternehmen passen und die Anwender in ihrer Tätigkeit
unterstützen. Sie muss imstande sein, im Bereich der
Fertigung Strukturen und Abläufe abzubilden oder zu schaffen, die sich nahtlos in die
Warenwirtschaftsprozesse einfügen. Das Fertigungssystem darf die
Flexibilität in der Produktion zudem nicht zerstören. Der Fertigungsleiter muss entscheiden können, ohne
hierfür komplexe Verwaltungsakte in Gang setzen zu
müssen. Außerdem muss der Aufwand für den Betrieb des Fertigungssystems möglichst gering sein. Es nützt
nichts, wenn das System zwar alle erdenklichen Prozesse
abbildet, für seinen Betrieb aber mindestens ein weiterer Mitarbeiter benötigt wird, der es mit Daten
füttert.
Dann scheiden große ERP- und PPS-Systeme für kleine und mittlere Fertigungsbetriebe aus?
In aller Regel: ja. Die Anwender wären mit einem solchen System zwar in der Lage, ihre Fertigungsprozesse
sehr genau abzubilden. Große Systeme tendieren
jedoch dazu, über kurz oder lang die Steuerung zu übernehmen. Die Unternehmen investieren dann entweder in
Personal für IT oder mindestens in die
Arbeitsvorbereitung. Oder sie müssen viel Geld für Consultingdienstleistungen ausgeben. In der Praxis wird
jedoch fast immer nur ein Bruchteil der
funktionellen Möglichkeiten des Systems genutzt.
Das scheint nicht sonderlich effizient zu sein.
Nein, denn neben den Kosten für die Einführung und den Betrieb eines großen Systems sind auch die
Lizenzkosten, die nach einigen Jahren bei Updates wieder
neu anfallen, für kleine und mittlere Betriebe häufig ein Problem. Da nur ein Teil des Systems genutzt wird,
ist das Kosten-Nutzen-Verhältnis einer großen
Lösung für ein kleineres Unternehmen somit fast immer ungünstig.
HS bietet Fertigungslösungen an, die zur aktuellen Situation passen, mit denen sich das
Unternehmen aber auch weiterentwickeln
kann.
Was ist an den Fertigungslösungen von HS anders als an den branchenüblichen PPS-Systemen?
Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass HS kein monolithisches System installiert, dem sich
anschließend alles unterzuordnen hat. Stattdessen werden
die Warenwirtschaftsfunktionen dort für die Fertigung ergänzt, wo es notwendig und sinnvoll ist. Der Anwender
entscheidet, welche Funktionen benötigt werden,
und bezahlt auch nur für diese Teile der Anwendung. Wenn zum Beispiel Produktionsplanung für mich als
Anwender zurzeit kein Thema ist, möchte ich dafür nicht
bezahlen und mich auch nicht damit auseinandersetzen. Das ist gerade für die Zielgruppe, die HS mit seinen
Lösungen anspricht – Produktionsbetriebe mit bis zu
bis rund 80 Mitarbeitern – ein zentraler Aspekt. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass HS auch
Fertigungsthemen abdecken kann, die für die Anwender derzeit
noch nicht relevant sind, es aber möglicherweise künftig sein werden. Die Kunden erhalten somit eine Lösung,
die zu ihrer aktuellen Situation passt, mit der
sie sich aber auch über die Jahre weiterentwickeln können.
Sie plädieren also für ein stufenweises Vorgehen?
Absolut. Ein stufenweises Vorgehen macht zum einen den Einführungsprozess überschaubarer. Zum anderen
haben wir bei kleineren Fertigungsunternehmen ja nicht
die Situation, dass es einen Stab von Mitarbeitern gibt, die neue Strukturen parallel zum laufenden Geschäft
entwickeln könnten. Verbesserungen müssen sich
ergeben, während die Geschäfte weiterlaufen. Hierzu muss klar werden, was die dringlichsten Aufgaben sind und
in welchen Schritten sie angegangen werden
können. Dazu sollte sich das Unternehmen auf jeden Fall von Fachleuten unterstützen lassen, die mit den
entsprechenden Systemen Erfahrung haben. Was hier an
Effizienz gewonnen wird, übersteigt die Investitionskosten oft sehr schnell.
Nehmen wir abschließend einmal an, der Geschäftsführer eines Fertigungsunternehmens bittet Sie um
Rat. Was empfehlen Sie ihm?
Stellen Sie Ihre Hauptproblemfelder zusammen. Suchen Sie sich einen Systempartner, dem Sie vertrauen.
Lassen Sie sich die Lösungsmöglichkeiten zeigen und
sprechen Sie mit dem Spezialisten über Ihr Geschäft. Lassen Sie sich einen Einführungsplan aufstellen, den
Sie organisatorisch bewältigen können. Stellen Sie
einen Mitarbeiter bereit, der sich verantwortlich fühlt und eine Lösung erreichen will. Und besonders
wichtig: Machen Sie den ersten Schritt!