Im Zuge des demografischen Wandels gewinnen ältere Beschäftigte für die Betriebe an Bedeutung. Jedes dritte Unternehmen mit Mitarbeitern, bei denen der
Renteneintritt erfolgt ist oder bevorsteht, versucht diese zu halten. Insgesamt boten Arbeitgeber in Deutschland im Jahr 2015 mehr als 170000 Beschäftigten
(von insgesamt 647000), die das Renteneintrittsalter erreichten, eine Weiterarbeit im Betrieb an. In 143000 Fällen waren sie damit erfolgreich. Diese Zahlen
hat eine repräsentative Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in rund 13000 Unternehmen ergeben.
Stark motivierend: kürzere und flexiblere Arbeitszeiten
Viele Senioren ließen sich der Erhebung zufolge durch kürzere Arbeitszeiten überzeugen. Dies gaben 60 Prozent der befragten Betriebe an. Knapp die Hälfte
(49 Prozent) der Arbeitgeber konnte mit einer Flexibilisierung der Arbeitszeit Erfolge erzielen. Auch eine Veränderung des Tätigkeitsprofils erwies sich in
einigen Unternehmen (17 Prozent) als ein erfolgreiches Instrument. Weniger verlockend waren hingegen offenbar eine höhere Entlohnung, Prämien oder
Beförderungen – nur 13 Prozent der Unternehmen konnten ihre Rentenberechtigten auf solche Weise halten.
Häufigster Grund für Rentnerbeschäftigung: fehlende Nachwuchskräfte
Die Maßnahmen unterscheiden sich zwar, doch der Grund für das Buhlen der Arbeitgeber um ihre älteren Beschäftigten ist meistens der gleiche: Vielen
Unternehmen gelingt es nicht, rechtzeitig zum Ausscheiden der erfahrenen Mitarbeiter passende Nachwuchskräfte einzustellen. Bei Fachkräfteengpässen im
Unternehmen steige die statistische Wahrscheinlichkeit, rentenberechtigte Mitarbeiter weiterbeschäftigen zu wollen, um 21 Prozentpunkte, so die Forscher des
IAB. Vor allem für kleine Unternehmen könne das altersbedingte Ausscheiden von Mitarbeitern einen großen Verlust an Fachkompetenz bedeuten. Erschwerend komme
hinzu, dass es für Kleinbetriebe tendenziell schwieriger sei, ausscheidende Mitarbeiter durch Neueinstellungen adäquat zu ersetzen. Dementsprechend versuchten
im Jahr 2015 erheblich mehr Kleinbetriebe (32 Prozent), rentenberechtigte Beschäftigte zu halten, als größere Betriebe (11 Prozent).
Findet Anklang: die Flexirente
Überwiegend positiv schätzten die an der IAB-Befragung teilnehmenden Unternehmen die Regelungen zur Verlängerung der Lebensarbeitszeit auf der Grundlage des
Flexirenten-Gesetzes ein. Insbesondere der Wegfall der Arbeitslosenversicherungsbeiträge für altersrentenberechtigte Mitarbeiter und die großzügigeren
Hinzuverdienstmöglichkeiten im Rahmen einer Teilrente kommen gut an.
Weitere Zahlen und Informationen enthält die IAB-Analyse, die sich
hier herunterladen lässt.