"Die Uhren scheinen hier vor 50 Jahren stehen geblieben zu sein", staunt Dr. Thomas M. Schünemann, als er
sich am Fuße des Kilimandscharo aus dem
metallicblauen Datsun 260Z schält. Dabei bezieht sich der Rallye- Navigator nicht nur auf den über 40 Jahre
alten Sportwagen, auf den das HS RallyeTeam bei der
jüngsten East African Safari Classic Rally vertraute. "Wenn man in einem Oldtimer durch die offene Savanne
fährt, hat man wirklich das Gefühl, man wäre noch in
den 60er-, 70er-Jahren. Man sieht Massai in ihren traditionellen Gewändern, urtümliche Lehmhütten und frei
herumlaufende Ziegen und Kühe."
Die Safari war eine Grenzerfahrung.
Dr. Thomas M. Schünemann
HS RallyeTeam
"Man fühlt sich um Jahrzehnte zurückversetzt"
Das Klingeln eines Handys bringt einen ins 21. Jahrhundert zurück – und das Geräusch kommt nicht etwa aus der
Hosentasche von Thomas Schünemann oder der von
Matthias Kahle. Ein neben ihnen stehender Massai schiebt seinen roten Umhang, Shouka genannt, zur Seite und
drückt auf das Display seines Smartphones. Ja,
Mobiltelefone sind auch im ostafrikanischen Busch zum ständigen Begleiter geworden, und die Netzabdeckung ist
oft besser als in Mitteleuropa. "Mal fühlt man
sich um Jahrzehnte zurückversetzt, und dann landet man doch wieder im Jahr 2016", beschreibt Schünemann die
rasanten Zeitsprünge.

"Das Wasser stand bis zur Hüfte im Auto"
Die Safari-Rally wird ihrem Namen jedoch nicht nur im zeitlichen Sinne gerecht, sie ist auch eine Reise an
die Grenzen der Physik. "Das Fahren in Afrika ist
ein ständiger Balanceakt. Auf der einen Seite will man möglichst schnell fahren, auf der anderen Seite will
man
das Auto nicht zerstören", erklärt Matthias
Kahle die Herausforderung der 3353 Kilometer langen Tour. Dem siebenfachen Deutschen Rallye- Meister ist vor
allem der erste Tag besonders im Gedächtnis
geblieben. An der schwül-heißen Küste verwandelte ein tropischer Schauer eine Schotterstraße in wenigen
Minuten
in einen Fluss, in dem fast die komplette
Rallye versumpfte. "Das Wasser stand bis zur Hüfte im Auto", erzählt Kahle mit ungläubigem Kopfschütteln.
"Das
hat sich wie eine kalte, dreckige Badewanne
angefühlt. Zum Glück war es draußen so heiß, dass einen zumindest die Temperatur der Brühe nicht gestört hat.
Trotzdem habe ich mich selten so sehr über eine
Dusche gefreut!"
"Jeden Tag den inneren Schweinehund überwinden"
Die Safari brachte Technik und Fahrer an die Grenze der Belastbarkeit, wie das HS RallyeTeam leidvoll
erfahren musste. Matthias Kahle stauchte sich bei
einer Flussdurchfahrt das Handgelenk, Thomas Schünemann zog sich am heißen Kardantunnel, der mittig durchs
Fahrzeug verläuft, eine schmerzhafte Verbrennung am
Fuß zu. Trotz dieser Handicaps kämpften sich die Deutschen bis zum Ende durch. "Während der Rallye war es
schon
so, dass wir jeden Tag unseren inneren
Schweinehund überwinden mussten und uns aufs Neue motivieren mussten, trotz der Schmerzen wieder ins Auto zu
steigen", erinnert sich Schünemann.
Das Fahren in Afrika ist ein ständiger Balanceakt.
Matthias Kahle
HS RallyeTeam
"Eines der schönsten Erlebnisse meiner Rallyekarriere"
Im Nachgang sieht der Kopilot die Safari-Rally jedoch mit anderen Augen. "Die Safari war eine
Grenzerfahrung,
aber es war auch eines der schönsten
Erlebnisse meiner Rallyekarriere. Die Strecken, die Menschen, die Landschaften – die Safari war wie eine
Reise
in eine andere Welt." Und für Thomas Schünemann
auch eine in die eigene Vergangenheit, schließlich hatte ihn dieses Abenteuer vor fast 50 Jahren mit dem
Rallyevirus infiziert.
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