Von wegen Sprung ins kalte Wasser: Die Wüsten-Premiere des HS RallyeTeams war eher ein Sprung in den heißen Sand. Bei gut 40° C im Schatten – allerdings
ohne Schatten weit und breit – wagten Matthias Kahle und Dr. Thomas M. Schünemann im Herbst 2004 ihre ersten Gehversuche in den Dünen. Die Neulinge hatten sich
für ihre erste Expedition ausgerechnet die größte Sandwüste der Welt ausgesucht: die Rub al-Chali auf der Arabischen Halbinsel.
„Wir waren damals noch ziemlich grün hinter den Ohren“, schmunzelt Matthias Kahle beim Gedanken an die in Dubai gestartete UAE Desert Challenge 2004. „ Wie
finde ich mich in einem Meer von Dünen überhaupt zurecht? Wie fahre ich einen Dünenkamm an? Und vor allem: Welchen Reifendruck wähle ich für weichen Sand oder
festeren Boden? All das mussten wir erst ganz mühsam lernen. In Dubai haben wir am Anfang noch wie die Verrückten gebuddelt, weil wir uns ständig im Sand
festgefahren haben.“
Auch wenn aller Anfang schwer war: Die Piloten des HS RallyeTeams gewöhnten sich schnell an ihre neue Umgebung – so schnell, dass sie bei dem Lauf zum
Marathon- Weltcup als bestes Buggy-Team und als Gesamt-Fünfte das Ziel erreichten. Dabei hatten sie vorher nur zwei Tage im „Sandkasten“ trainiert, und zwar
bei der Baja Deutschland im Tagebau Profen bei Leipzig.
Mittlerweile haben Matthias Kahle und Thomas Schünemann fast alle großen Trockenwüsten dieser Erde auf vier Rädern bezwungen: die Sahara in Nordafrika, die
Wüste Gobi in Zentralasien und die Atacama in Südamerika – und das teilweise sogar, ohne zu Schaufel und Sandblech zu greifen. „Wir haben in den vergangenen
zehn Jahren extrem viel gelernt“, blickt Schünemann, der Navigator im Cockpit, zurück. „Heutzutage kommt es sogar vor, dass wir es eine komplette Rallye lang
schaffen, uns kein einziges Mal festzufahren. Das erspart uns viel Mühe und schlägt sich natürlich auch in den Ergebnissen nieder.“

Erfolgreiches Duo: Kahle/Schünemann
Das HS RallyeTeam zählte in der vergangenen Dekade zu den erfolgreichsten werksunabhängigen Teams bei Marathonrallyes. Bei 17 Starts in der Wüste feierte
die Mannschaft aus Hamburg sieben Klassensiege. Zwei Mal gewannen Kahle / Schünemann allein bei der Rallye Dakar, der mit Abstand härtesten Rallye der Welt,
ihre Wertung. „2011 war sicher unser ganz persönliches Highlight“, fasst Schünemann zusammen. „Im unterlegenen Buggy haben wir uns trotz einiger Rückschläge
auf den zehnten Platz der Gesamtwertung vorgekämpft und diesen bis ins Ziel behauptet. Solche Erlebnisse nimmt einem keiner mehr. In den vergangenen zehn
Jahren haben wir in den Wüsten dieser Welt große Erfolge gefeiert und sehr viele fantastische Momente erlebt. Ich hoffe, dass wir diese Geschichte in den
kommenden Jahren noch um einige Kapitel erweitern können.“
(Sebastian Klein)