9.000 Kilometer über Stock und Stein sind dem Veranstalter der Rallye Dakar nicht Folter genug, deswegen zieht er die Stellschrauben für 2015 weiter an und
macht die Wüstenrallye noch erbarmungsloser. „Marathon-Stage“ heißt das Zauberwort, das Fans an die gute alte Zeit erinnert und den Teilnehmern den
Angstschweiß auf die Stirn treibt. Denn: Eine „Marathon-Stage“ erstreckt sich über zwei Tage – und der reguläre Service ist im nächtlichen Biwak verboten. Das
bedeutet: Die Fahrer müssen selbst zum Werkzeugkasten greifen und dürfen nur die an Bord mitgeführten Teile einbauen. Einzige Hilfe ist der ebenfalls im
Wettbewerb startende „Fast-Assistance-Racetruck“ plus Besatzung.
Start wieder in Buenos Aires
Neben der „ Marathon-Stage“ (2005 letztmals im Programm) gibt es ein weiteres spektakuläres Comeback. Nach drei Jahren Pause beginnt die Dakar erstmals
wieder in Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires. Hier werden die Rallye-Abenteurer am 4. Januar von Zigtausenden begeisterten Fans auf die Reise geschickt und
zwei Wochen später lautstark zum großen Zieleinlauf empfangen. Dazwischen erwartet die Teams eine ebenso schwierige wie atemberaubende Tour durch Südamerika.
Die Teilnehmer müssen sich durch die Pampa Argentiniens und die chilenische Atacama-Wüste kämpfen, zweimal die Anden überqueren und in Bolivien den Salar de
Uyuni, die größte Salzpfanne der Erde, überstehen.
Spannendes Duell: Peugeot vs. X-raid-Mini
Mit großer Spannung wird erwartet, wer nach dieser 14-tägigen Tortur die Nase vorn hat. Während das HS RallyeTeam diesen Winter nicht am Wüstenklassiker
teilnehmen wird, kommt es bei der 37. Rallye Dakar zu einem neuen Duell: Platzhirsch „Mini“ muss sich nach drei Jahren auf dem Dakar-Thron harter Konkurrenz
erwehren. Peugeot schickt 2015 erstmals den brandneuen „2008 DKR“ ins Rennen. Dabei kommt es nicht nur zum Duell der Energy-Drink-Giganten („ Monster Energy“
gegen „Red Bull“), sondern auch zum Kampf zweier ganz unterschiedlicher Fahrzeugkonzepte.
Im Gegensatz zu den allradgetriebenen Mini All4 Racing, die im hessischen Trebur von der Firma X-raid aufgebaut werden, ist der Peugeot 2008 DKR ein
Vertreter der Buggy-Klasse. Der größte technische Unterschied: Der 340 PS starke Twin-Turbo-Dieselmotor des Peugeot überträgt seine Kraft nur auf die
hinteren Räder. Das bringt Nachteile in puncto Traktion mit sich, bietet dafür aber Vorteile beim Gewicht. Gleichzeitig profitiert der Peugeot von größeren
Rädern, mehr Bodenfreiheit (400 statt 250 Millimeter) und von dem bei Buggys erlaubten automatischen Luftdrucksystem, mit dem sich der Reifendruck während der
Fahrt anpassen lässt. Bei Allrad-Prototypen wie dem Mini oder Toyota Hilux – 2013 noch Zweiter bei der Dakar – ist dieses System verboten.Anders als beim Auto
setzt Peugeot bei den Fahrern auf Bewährtes: Stéphane Peterhansel, Carlos Sainz und Cyril Despres kommen zusammengerechnet auf 17 Dakar-Siege, wobei Letzterer
nach fünf Motorrad-Erfolgen erstmals auf vier Rädern unterwegs ist. Wie gut sich die Equipe aus Frankreich schlägt, dahinter steht noch ein großes
Fragezeichen. Der Peugeot 2008 DKR hat bisher noch an keiner einzigen Rallye teilgenommen, die Dakar 2015 wird für ihn also zur wahren Feuertaufe.
(Sebastian Klein)